Weihnachten in Pommern

Die zwölf Tage (die Zwölften) von Weihnachten bis zum heiligen Dreikönigsabend waren früher in vielen Dörfern Pommerns nichts für Angsthasen. Denn überall liefen vermummte Gestalten von Haus zu Haus, ob als Schimmelreiter, Klapperbock, Bär oder Knecht Ruprecht. Die Kinder merken im Schreck die naive Verkleidung nicht und mancher Angsthase vergass im Schreck seine schönsten Weihnachtsverse. Der Kundige aber und mancher kleine Knirps gehört schon dazu, weiß, das Nachbar Schmieds Ältester als Schimmelreiter hübsch zu Fuß geht. Das Pferd auf dem er zu sitzen scheint hat er sich unter dem Laken zusammengesetzt und zwar mit einem Bündel Erbsenstroh vorn und hinten, während er mit einem großen Steckenpferd seine großen erschreckenden Sprünge macht.
Er weiß auch, dass Christian Witts Klapperbock ähnlich läuft und dass der Reiter den grässlichen Kopf samt de Hörnern selbst geschnitzt hat und dadurch klappert, dass er mit einer Strippe den Unterkiefer des Bocks immer wieder an den Oberkiefer heran zieht.
Doch der Schelm verrät das alles seinen kleinen Geschwistern nicht, sondern weidet sich an ihrer Angst.
So ziehen Wodan und der gütige aber polternde Donar noch heute durch Pommern. Um die Erforschung ist besonders das heiratslustige junge Volk bemüht. Eine große Frage an das Schicksal wagt auch die einsame Susanne, sie will wissen ob es was wird mit dem sanften Richard und ob sie dann mit ihm glücklich leben würde. Zwei winzige Lichtlein formen ihre geschickten Finger und drücken jedes in ein Nußschälchen. Lebensschifflein sollen es sein für sich und ihren Auserwählten. Sie läßt sie schwimmen und zündet die Dochte an; dann bringt sie durch Umrühren das Wasser in der Schüssel in wirbelnde Bewegung. Die Schifflein finden sich und Fahren ein Stück nebeneinander her, dann steuert ihrs in den Wirbel rechts und seins in den Strudel links.
Sein Lichtlein fällt um und erlischt.
Immer noch ist ein Stück Heidenglaube in unseren Adern.

viel glueck